German term or phrase: im Sinne Salomos | König Salomo bringt Gott auf den Höhen von Gibeon ein Opfer dar. Daran hat Gott offensichtlich solchen Gefallen gefunden, dass er Salomo im Traum erscheint und ihm verspricht einen (!) Wunsch zu erfüllen. Nun haben wir ja alle Wünsche: Gesundheit, materielles Wohlergehen und was nicht alles. Auch Salomo hätte als König bestimmt einige nachvollziehbare Wünsche äußern können: mehr Macht, den Sieg über Feinde, mehr Reichtum, ein langes Leben (vgl. z.B. die sog. Königspsalmen, Noth). Um all das bittet er jedoch nicht. Vielmehr wünscht er sich ein gehorsames und weises Herz, das Gut und Böse zu unterscheiden versteht, um seiner Aufgabe und Verantwortung als Herrscher und damit oberster Richter seines Volkes gerecht werden zu können. Salomo wünscht sich ein achtsames Herz, „das hinzuhorchen versteht und gleich heraushört, worauf es ankommt in der Entscheidung des Herrschers, damit sie allzeit weise und gerecht seien. An diese Regentenweisheit ist hier gedacht.“ Das Herz galt damals geradezu als Zentrum des menschlichen Empfindens und so ist die Bitte Salomos eine wahrhaft grundsätzliche, die weit über die Oberflächlichkeit sonstiger Wünsche hinaus geht. Salomo wird uns hier als besonders verantwortungsbewusster Herrscher vor Augen gestellt. Als einer, der die Bürde seiner Verantwortung spürt und an ihr leidet und der darum weit von Willkür und bloßem Eigeninteresse bei seinen Entscheidungen entfernt zu sein scheint. Natürlich kann man einen Herrscher aus biblischen Zeiten nicht so ohne weiteres mit den Regierenden heutiger Tage gleichsetzen. Doch ist es nach wie vor die Frage, nach welchen Kriterien Entscheidungen, die andere Menschen ganz konkret betreffen, gefällt werden. Schaut man auf den nächsten Wahltermin, das Partei- oder Klientelinteresse oder hat man das ganze Gemeinwohl in Gegenwart und Zukunft im Blick, wenn man Teile staatlichen Handelns an der Gesellschaft ändert (oder ändern muss)? Ob dies nun im Bereich der Gesundheits-, Sozial-, Arbeitsmarktpolitik ist oder in anderen Bereichen. Was ist gut oder böse (das war noch die Frage Salomos), was ist gerecht, was ungerecht (das ist die Frage heute). Eine Frage, die sicher nicht immer leicht und schon gar nicht für alle Zeiten gültig beantwortet werden kann. Umso wichtiger ist die persönliche Haltung, mit der man an solche Fragen und Entscheidungen heran geht. Salomo war demütig, das heißt für mich: er konnte von seinen persönlichen Interessen absehen, ihm war das Allgemeinwohl, das Gefühl seines Volkes, dass es gerecht unter ihm zuging, wichtiger als kurzfristige und kurzlebige Erfolge. Dies wäre ein Hinweis für heutige Entscheidungsträger in unserer Gesellschaft. Doch auch für jede und jeden von uns. Denn nicht nur Politikerinnen und Politiker sind oft genug stärker von anderen Interessen als dem Gemeinwohl geleitet, sondern auch wir als Bürgerinnen und Bürger dieser Gesellschaft mit ihren vielen Interessengemeinschaften. Umdenken im Sinne Salomos täte uns wohl allen gut! Als konkretes Beispiel fällt mir dazu auch die derzeitige Ölkatastrophe vor den Küsten der USA ein. Hier haben Regierungsapparat und Industrie im Vorfeld der Bohrung alle Bedenken und Einwände über Bord geworfen, um wohl vornehmlich Profitinteressen befriedigen zu können. Kurzfristiger Profit war wichtiger, als die Zukunft von Mensch und Natur. Natürlich kann man in unserer Gesellschafts- und Wirtschaftsform auch hier eine gewisse Orientierung am Allgemeinwohl (shareholder value, Unwilligkeit Vieler sich energie-, verkehrsmäßig usw. umzustellen) behaupten. Doch die Frage, die nicht erst angesichts dieser Katastrophe gestellt werden muss ist: Sind das wirklich die leitenden Werte bei Entscheidungen solchen Ausmaßes oder müssten hier nicht eher Sicherheit für Mensch und Natur für eine Umwelt, die auch noch als Lebens- und Arbeitsraum zu nutzen ist, im Vordergrund stehen? Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon – so formuliert es Jesus. Gerade für Christen eine weitere Entscheidungshilfe in den Fragen unserer Zeit. |
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